Beine
Ein mittelalterlicher Soldat musste im wahrsten Sinne des Wortes gut zu Fuß sein. Die wenigsten Schlachten fanden bildlich gesprochen direkt vor der Haustür statt. Grade große Schlachten wurden weit entfernt der Heimat, tief im Feindesland geführt. Ein besonders herausragendes Beispiel sind hier wohl die Kreuzzüge. Drei Jahre und rund 3.000 Kilometer lagen zwischen dem Ruf Papst Urban II. und dem Einmarsch der Kreuzfahrer im Gelobten Land, die zwar auch zur See, in weiten Teilen aber „auf Schusters Rappen“ zurückgelegt wurden. Nur die vergleichsweise geringe Zahl der Hochwohlgeborenen bestritt die Reise auf dem Rücken eines Pferdes, die überwiegende Mehrheit legte die beschwerlichen Reisen zu Fuß zurück.
Wenig verwunderlich, dass Beine und Füße für einen Krieger von elementarer Bedeutung waren. Gegen die Folgen der langen Fußmärsche ließ sich wenig ausrichten. Neben Krankheiten und Hunger war es sicher pure Entkräftung, die Heere oft deutlicher dezimierte als die eigentlichen Schlachten. Doch auch wer das Schlachtfeld erreichte und dem Gegner Auge in Auge gegenüberstand, musste sich Gedanken um seine Beine machen. Ein Treffer des Gegners oder ein Sturz vom Pferd, der zu einer schweren Verletzung der Beine führte, musste den Krieger zwar nicht sofort das Leben kosten, wer sich in deren Folge aber nicht mehr auf dem Pferd halten oder nicht mehr ausdauernd laufen konnte, der war oft ebenso dem Tod geweiht. Dabei bedurfte es nicht einmal schwerster Verletzungen oder Knochenbrüche, schon eine einfache Schnittverletzung konnte unter den hygienischen Bedingungen des Mittelalters Entzündungen nach sich ziehen, die leicht lebensbedrohliche Ausmaße annehmen konnten.
Ritter waren dabei nicht weniger gefährdet, als der einfache Fußsoldat. Im Gegenteil lagen die Beine eines berittenen Kämpfers noch eher in der Reichweite der Waffen eines Fußsoldaten. Entsprechend wichtig war es, die Beine so gut wie möglich zu schützen.
Beinschutz von der Römerzeit bis ins Mittelalter
Aus der Zeit vor der Römischen Kaiserzeit sind Beinschienen archäologisch kaum nachzuweisen. Erst in Folge des römischen Einflusses zeigen sich, vorerst bei Heerführern, die für damalige Zeit kostbaren Protektoren.
Einfache Soldaten versuchten sich so gut wie möglich zu schützen, indem sie ihre Unterschenkel mit Bändern aus Leinen oder Leder umwickelten. Ritter, die es sich auch finanziell erlauben konnten, schützten anfänglich nur das rechte Bein, das im Kampf durch einen Ausfallschritt nicht durch einen Schild geschützt war.
Erste Beinschienen bestanden, vergleichbar frühen Armschienen, aus einzelnen Flacheisen oder Metallplatten, die auf einem Lederstrumpf befestigt wurden.
Im Laufe des Früh- und Hochmittelalters entwickeln sich zunehmend Beinschienen, die komplett aus Metall gefertigt wurden und das gesamte Schienbein, vom Spann bis unter das Knie bedeckten. Als einfache geformte Platten wurden diese mit Riemen an der Wade gehalten.
Dreiteilige, geschlossene Beinschienen bedeckten sowohl Schienbein als auch die Wade. Ein zusätzlicher vernieteter Aufsatz konnte das Knie schützen und war so angebracht, dass er nach Möglichkeit die Bewegungsfreiheit des Kniegelenks nicht merklich einschränkte.
Mit der Verbreitung der Plattenrüstung im Spätmittelalter wird auch das Beinzeug perfektioniert. Plattenbeine bedecken die Oberschenkel bis zum unteren Rand des Kettenhemdes. Ihre dem Körper angepasste Form bedeckt die Vorderseite der Oberschenkel, die Befestigung erfolgte ebenfalls durch Riemen an der Beinrückseite.
Plattenbeine deckten zusätzlich auch die Knie ab. Hierzu verfügten sie über metallene Halbkugeln, die mit beweglichen Gelenken an den Oberschenkelplatten und einem kurzen Plattenstück über den Schienbeinen befestigt waren.
Als Kniekacheln, Kniebuckel oder Kniekapseln konnte der Knieschutz auch separat getragen werden.
Vervollständigt wurde ein komplette Plattenrüstung durch Schnabelschuhe aus Metall.
Wir halten Dich auf den Beinen
Natürlich sind Beinschienen und Plattenbeine heute nicht mehr der Luxus, den sie im Mittelalter darstellten. Wenn Du Deinen Charakter in LARP, Reenactment oder im Schaukampf vervollständigen willst, gehört auch der authentische Beinschutz früher oder später unverzichtbar zu Deiner Ausstattung.
Beinschienen verleihen Deinem Auftreten in Kombination mit einem Kettenhemd ein besonders imposantes, kraftvolles Erscheinungsbild. Du kannst sie aber auch einfach über der Thorsberghose zum Gambeson tragen oder mit Kniekacheln einen Akzent setzen, der aus einem Mann in einfacher Gewandung einen Krieger macht.
Im Zeughaus findest Du eine große Auswahl an einfachen und geschlossenen Beinschienen, Plattenbeinen und Kniekacheln, die perfekt mit allen anderen Rüstungsteilen aus unseren verschiedenen Kategorien kombinierbar sind.